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2013/2
PROJEKT SPECHTART
SINCE 1993
GEDANKEN UND ZEICHNUNGEN
GÜNTER SPECHT



BERICHTE ÜBER DAS ERLANGEN DER LEICHTIGKEIT












wundererkennen ist
eine art zu leben



wenn der eigene blick
den in tausend farben blitzenden brillanten
nur als etwas plattes alltägliches sieht
dann mache nicht den versuch
andere für diese 'entdeckung' zu begeistern
es wird dir nicht gelingen

dein bericht wird müde und alltäglich wirken
frei von allem zauber

denn dein eigener blick hat das begeistern für wunder
in dir schon längst zerstört





wunder
erkennen
ist eine begabung

ist die lieblingsschwester
des glücklichseins








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als sagten sie: schau
sind wir nicht die kinder des gartenjuweliers
geschaffen nur zu deiner freude








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wenn der sand rieselt
dann sehen wir die zeit

wie sie geht

einfach ab
von unserem leben







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begrüssung des neuen erdenbürgers




riesige gestalten
fremd und schwarz
treten in dein leben
von oben
ganz von oben
dröhnend in einer fremden sprache










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als die fische an land gingen
aber noch nicht fliegen konnten
da entstand ihre sehnsucht
vom sich erheben über alles
vom erschaffen wunderbarer götter

da liegt die geburt ihres erzählens









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wie woniglich ich von feld zu feld
streifte und den ganzen stolz des
sommers kostete
(william blake)








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oft fanden wir rätselhafte dinge
im wald auf unseren wegen

wilhelms opa
den wir für einen alleswisser hielten
sagte dann immer
"dat is was was die eichhörnchen machen
wenn sie sich langweilen"

ich aber
tat die geheimnisvollen dinge
in meine schatzkiste

so wurde ich über die jahre reicher und reicher







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nach dem hagel
ein schlachtfeld auf dem götter starben
alles schwamm in ihrem grünen blut
nur das zarteste noch lebte

der weinende halm







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auf feen
auf geister aus flaschen
auf geister aus töpfen und quellen
war ich gut vorbereitet

mir sollte nicht passieren das
was so vielen passierte

das ihnen jemand drei wünsche gewährte
und sie diese für unkluges verschwendeten

so wars klar
was ich zu sagen hatte
als mich jemand fragte
"willst du glücklich oder traurig sein in aller zukunft"

aber pengblitz und bautz
ehe ich antworten konnte war er schon wieder weg
ik bin de ricktenbüxler
ik bin de ricktenbüxler
hallte es noch nach

mein plan aber blieb

ich entschied mich fürs ewige glücklichsein

lass seit jenem tag
das gefühl des unglücks einfach liegen
machs nicht
weil ichs nicht mag








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innehalten
zeichnen
in einer fremden stadt




eine altmodische handlungsweise
die die zeit einfach auf glückliche minuten stellt
...
und dann kommen sie
die für andere nicht sichtbaren cicerones
mit ihrem gastfreundlichen lächeln:

"hier wohnte éluard im hochparterre
hier trank kafka seinen kaffee
hier biss goethe in einen keks des fürstlichen hofbäckers
hier liess sich lou lou verführen
davorn auf dem tisch"

während ich zeichne
während die guten geister mir die zufälle vorstellen
während mein erleben so reich wird
gemeinsam mit meiner glücklichen geliebten








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scillas im august
der frühling bleibt als erinnerung








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stille
endlich still


das ist gut so
dieser milchig milde moment

das quatschen hat sich gelegt
die umarmung hat gewirkt

frieden liegt über dem bett
ein lächeln zieht über die weisse haut
wie frühling
und rosa wie ein neuer tag








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der traurigkeit
ein lächeln geben
gar wie man auf zwei fingern pfeift
chopinsche walzer

das wärs doch
wenn du einen sinn noch suchst






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ich war in einem land
da bedeutet armut nicht
die abwesenheit von materiellem besitz
sondern unabhängigkeit von diesem zu sein


wichtig ist dort die kunst des erkennens
die schönheit des unauffälligen zu begreifen
die schönheit des schattens mehr zu schätzen als die des lichtes
die musik der natur zu hören
die choreografie der wolken zu bestaunen
die grossen wunder schon in kleinsten dingen zu sehen


das nennen sie
reich leben


alles was sie um sich versammeln ist einfach
sehr sehr einfach
zauberhaft einfach
alles hat eine helle reinheit
wie ein gebrauchtes weiss


und die wenigen gegenstände die ihr eigen sind
sehen aus wie vertraute alte bekannte


und es ist wenig was sie brauchen


es war das land das ich schon immer suchte
das ich aber nicht zu finden hoffte
weil ich glaubte
es sei nur ein land im reich meiner wandernden gedanken
weniger ein land ... denn mehr ein weg


drum staunte ich
als ich mitten in ihm stand








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typisch
fürs alter ist

dass man dem menschen
die jugend
von aussen
nicht mehr ansieht







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selten

angst vor lorbeerblättern
in arrangements verarbeitet









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geschäfte mit vager ware


meine absicht war's
klug zu verhandeln
vielleicht liesse sich ein 'lichtblick' ja
gewinnen
zu günstger kondition
vielleicht im tausch
für 'einen richtigen moment'







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die halbautomatische sichel

mit ihr erledigt der dichter das
was sein überleben sicherte
mit zeitgewinn
für das was ihm des lebens beglückendster sinn ist
seine worte zu spitzen
blitz jung
für eine ermüdende welt








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hört auf die zwitscherschrecke

und euer leben ist bereichert






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HEILIGER BIMBAM

aus meiner sammlung 'gefiederte worte'







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'gefunden bei eugen ruge'

diese geschichte habe ich erfunden
um zu erzählen
wie es war






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ängste treten gehäuft auf
oder ganz selten


je nach mensch

je nach weltbild das er sich schuf

je nach weltbild auf das er sich einliess







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ein ganz grosser schrieb

altgeworden

das leben sei wie eine landkarte
zusammengfaltet
von einem land in das man nicht mehr reisen will

ich versuchte seinen gedanken zu folgen
und bemerkte
das ich meine karten nicht falte
sie liegen wartend
als wenn ich noch plane

ich geb aber zu
als chaos
als unüberschaubar viele möglichkeiten
verwirrend für nachlassende reiselust

ich schreibe dies einen tag vor einer fahrt
und 14 tage vor einer weiteren
vor einem ausflug am sonntag
vor einer kleinen wanderung dazwischen
nach meinem dritten gang durch unseren garten
einmal mit besuch
also mit führung
vor einem monat der reich werden soll durch erleben
vor einem ganzen sommer samt lebendigen herbst

naja und dann
dann werde ich noch einmal prüfen
den wasserstand
wie's denn nun ist

aber ich spür's jetzt schon

mich stören sie nicht
die offen daliegenden karten






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unser garten liegt
mitten im paradies
auf einer überschaubaren kleinen waldlichtung

und manchen menschen stellen wir ihn vor

wenn das überhaupt möglich ist
überhaupt vermittelbar
als ein teil unseres inneren wesens
als ein teil unseres erkennens
als schutzraum für gefährdetes
als einen ort der zuflucht für verfolgte
wildkraut tier und uns selbst

als eine bitteres fazit aus einem langen leben

merkwürdig wird es
wenn menschen unseren garten überprüfen wie ihren
als dekorationsstück zum haus
als illustration ihres repräsentativen besitzes
was für ein missverständnis ...

unser garten ist teil des paradieses
und das paradies
sind wir selbst

darin
der garten
irmgard
das katzenmädchen
und ich







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EINDRINGLICHE BEGEGNUNG

ein kleiner eifelbauer
brachte einen star architekten dazu ihm ein heiligenhäuschen zu bauen

beflügelt von purer unbefangenheit fragte er ihn einfach

der grandiose peter zumthor
entwarf ihm das 'häuschen'

voller rührung kostenlos

schuf einmaligkeit




nun wacht 'bruder klaus' über des braven bauerns felder


zur bruder klaus kapelle bei wachendorf
führt ein pilgerpfad
durch felder
begleitet von lobgesang aus grosser höhe
hoch hoch gesungen von lerchen
und farbumrauscht von gelben rapsmeeren
vor tiefblau himmlischer ewigkeit




der innenraum
der zumthorischen schöpfung

ist
schwarz verrust
von den baumstämmen
die die konstruktion zunächst trugen
wie ein spitz zulaufendes zelt
sie wurden nach vollendung
herausgebrannt

das schwarz ist übersät von sternen
wie himmel
alles winzige lichtöffnungen zum göttlichen
und oben der blick weiss hinaus
offen zum heiligen selbst







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venedig ist für uns der stadtrand von byzanz
der eingang zu tausend und eine nacht
der eingang zu orientalischen erzählungen
zu den gerüchen von basaren
zum anpreisenden stimmengewirr der händler
wir waren da und unsere augen haben es gesehen
und unsere sinne haben es erlebt
es sassen dort weisse bräute auf dem boden
auf den stufen zum siebenten himmel
träumten sie von ihrer zukunft
es war musik über ihnen wie düfte aus allen herren ländern
und alles entführte uns
wir wandelten durch nächtliche gassen
wie durch alte erinnerungen
sie nahmen uns an die hand und zeigten uns all das
was wir in unserer kindheit schon mal sahen






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glückskatze gestrandet im brandungssaum tosend

auf der umgehungsstrasse verwirrt von motoren

ausgesetzt einfach wie abfall

du haselnussbraune wie wunder

du schwarz durchsetzte wie ebenholz

du weiss verzauberte wie schneeweisschen

rosawarm deine zunge du katzenmädchen

nun schnurrend







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butterbrot (westfälisch)
butterbrod (goethe)
putterpomme (luther)




die westfälische variante übersetzt für hochdeutsche:
es ist keine scheibe brot bestrichen mit butter
nein
sie kann butterfrei sein
vollkommen

für sachsen:
es ist keine bemme bestrichen mit butter
nein ...

für nordostdeutsche einschliesslich berlin:
es ist keine stulle bestrichen mit butter
auch keine klappstulle

für nordwestdeutsche:
es ist keine schnitte bestrichen mit butter

für rheinländer:
es ist kein bütterken bestrichen mit butter

für süddeutsche:
es ist kein vesperbrot bestrichen mit butter

für noch südlichere deutsche:
es ist kein jausenbrot bestrichen mit butter

für alle schulkinder:
es ist kein pausenbrot bestrichen mit butter

und für alle niveauvollen von nord bis süd:
es ist auch kein sandwitch bestrichen mit butter


sondern einfach nur brot
bestrichen mit irgendwas
was auch butter sein kann






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bumms
da lag er
der gedanke

mit der realität
nein
mit der realität kam er einfach nicht klar






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da sagte der blasse knabe
"es wird der der grösste forscher
der am grössten staunen kann"

dabei erlangten seine milchigen wangen
sogar ein kleinwenig farbe

und die kastanieblüte stand vor ihm
und war ihm ein fragendes wunder







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da stand sie nun
die nackte wahrheit
bar allem da und schön wie frau
doch tausendfach verzerrt
durch medienfrass







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tragbares museum
mit glühend rotem innensaal






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täppisch

ein wunderschönes wort

wir sollten es neben das herz
auf unsere zunge legen









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aus dem gedicht "junker prahlhans"
entnommen dem lesebuch für volksschulen 3.-4.schuljahr / 1946
aus diesen büchern lernten wir das leben






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ein anderer werden
ja
das war sein traum
nur nicht er selber bleiben







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sie behandelte die sache
mit den mitteln des sagbaren
aber irgendwie blieb der karren
in der schwere der versuchenden worte stecken






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manche ersaufen sogar im glück






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ich betrete ein altes haus
und flüstere wie zu einem vertrauten freund
"hallo"
im dämmrigen gang dieser erhabene anfang
einer steilen treppe
mein staunen wie damals
beim ersten mal







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tägliche verletzung

da heilt das wissen
dass sie heilt
im schutze einer liebe heilt







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er verzettelte sich
über alle räume






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oft lohnt der streit nicht

ob man einem einbeinigen blumenhocker
denn nun ein bein mehr gibt oder nicht

"pfffff"
wird die blume sagen

als wenn sie wüsste was das rechte mass ist






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der mensch durch ein merkmal
aus der masse hervor gehoben
ist gefährdet


(
der gekennzeichnete mensch)






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